„Fuck it“ – so heisst „die schnellste Entspannungsstrategie, die man sich vorstellen kann“ des Autors John C. Parkin. Ob sie tatsächlich hilft oder ob der derbe Titel einfach eine geniale Marketingstrategie ist, sei dahingestellt, denn ich habe das Buch – trotz meiner Affinität zu anarchisch-frechen Texten – nicht gelesen. Doch wenn schon die Entspannung dem Beschleunigungsdiktat unterworfen wird, entlarvt das unseren Zeitgeist, welcher der Ruhe keinen Raum geben mag.
Für Ruhe fehlt mir die Zeit – solche Sätze höre ich ebenso oft von Patienten, wie auch von Kollegen, die etwas gegen ihren Stress tun wollen. Eigentlich. Denn gemeint ist: Entspannung ja, aber pronto! Das ist ein Ausdruck des Symptoms, hat Stress hat doch viel mit Druck, vor allem Zeitdruck, zu tun. Wer bereits in der Stressspirale ist, der bezahlt Auszeiten und Entspannung mit einem schlechten Gewissen und das bedeutet noch mehr Stress. Besonders betroffen sind Frauen, die es ja immer allen recht machen wollen, die mit der Doppel- und Dreifachbelastung als Mütter plus Job. Und es betrifft auch die Selbständigen unter uns, für die wird die Freiheit, sich ihre Zeit selbst einteilen zu können, zur Falle der Selbstausbeutung.
„Es ist an der Zeit auszuruhen, wenn Du keine Zeit dazu hast“. Dieser Satz erinnert mich daran, dass Innehalten im größten Stress vor Fehlern, Fehlentscheidungen, mangelnder Empathie, Tunnelblick und vor dem innerem Ausbrennen bewahrt. Denn Non-Stop-Höchstleistungen kann niemand erbringen und mehr als 8 Stunden hochkonzentrierter Arbeit sind für niemand möglich – ausser auf Speed. Das wissen Trainer von Spitzensportlern anscheinend besser als mancher Politiker, Spitzenmanager oder Chef, – leider auch mancher Mediziner.
Dem Stress ein Schnippchen schlagen: Wie soll das denn gehen, wenn das Wartezimmer voll ist, die Patienten viel fordern und die Helferinnnen sich querstellen? Stressmomente gehören zum Praxisalltag wie der Deckel auf den Topf und jeder geht anders damit. Zwar ist Stress kein Zustand, sondern eine Reaktion, Zum Problem wird er aber dann, wenn er nicht mehr abgebaut werden kann. Das passiert vor allem denen, die ständig über ihr Limit hinweg arbeiten und keine Pausen einhalten.
Den unschätzbaren Wert der Selbsthypnose zur Erholung und als Weg für unbewußte Veränderungen macht Ernest L. Rossi dem Leser spannend und ausführlich in der „20 Minuten Pause“ verfügbar. Trotz des wenig spektakulären Titels ein ungemein empfehlenswertes Buch, denn Rossi, ein Schüler Milton Ericksons, hat sich lange mit der Arbeit Ericksons, der spontan auftretende Trancezustände seiner Patienten hypnotherapeutisch nutzte, beschäftigt. Er fand Übereinstimmungen zu dem wissenschaftlich erforschten ultradianen Rhytmus von geistigen Aktivierungs- und Deaktivierungsphasen, dem sogenannten Basic-Rest-Actitvity-Cycle, welcher bestätigt, dass wir alle nach 90-120 Minuten hoher Aufmerksamkeitsspanne meist unmerklich in einen natürlichen Trancezustand gehen, die sogenannte „Alltagstrance“.
Die 20-Minuten-Pause ist Stressmanagement statt eines Lebens am Rande des Limits. Optimal wäre es natürlich, alle zwei Stunden eine solche Pause einzulegen. Die wenigsten von uns werden das tatsächlich so umsetzen können, aber etwas davon ist weit mehr als nichts. Und Ernest Rossis „20 Minuten Pause“ eignet sich aufgrund seiner guten Lesbarkeit für alle die, die der zunehmenden, zerstörerischen Selbst- und Fremdausbeutung unserer Leistungsgesellschaft etwas entgegensetzen wollen und liefert damit die besten Argumente für Selbsthypnose, die ich kenne. Für Führungskräfte, Mediziner und Hypnosetherapeuten ein Standardwerk!
An manchen Tagen schaffen mich die Menschen. Zuhauf hasten sie durch ihren Alltag, ballen sich hektisch aufeinander, hupend, verkniffen, ungeduldig, beschränkt und verhalten. Und wohin ich schaue zuviel davon für mein Gefühl.
Ich sehne mich nach einem Tisch mit bodenlanger Tischdecke, der kleinen und geheimen Kammer unter der Treppe, Daumen in den Mund und rausziehen, unsichtbar machen, was herrlich. Nur jetzt bin ich schon groß, vermutlich gehören diese ganzen Eiligen und Eilenden zum ganz normalen Wahnsinn, neue, altersgerechte Strategien sind angebracht. Also keine Flucht, kein friedlicher Daumen, kein Haarezwirbeln. Festhalten am Einkaufswagen und Lächeln, den Kopf geradeaus. Und rumms den ersten Wagen in den Hacken, Querverkehr von allen Seiten, jeder hat Vorfahrt, und obwohl so viele Bananen da sind und überhaupt der Eindruck von „Zuviel von Allem“ mich beschleicht, jeder will der Erste sein, es rangelt.
Ich trete zur Seite. Schaue mir das Spiel an und nein, das Spiel spiele ich nicht mit Euch mit. Dieses Spiel macht launisch und zickig und gereizt. ich muss entscheiden: Defensiv abhauen und verstecken oder offensiv, dann aber mittendrin und laut und lustig.
Offensiv, ich will auch Bananen.
Und fange an zu singen und zu summen, Grüße nach rechts und links (die Queen kennt auch nicht jeden, den sie grüßt), fahre elegant die Hüfte schwingend vor und zurück und Slalom, lächeln und bitte und danke. Und besser kann die Queen auch nicht strahlen.
Und ob mir der Weg frei gegeben, zurückgelächelt und gegrüßt wurde, weil Unberechenbar und Irre angesaust kam : der Weg ist das Ziel. Einkaufen mit einem guten, ausgeglichenen Gefühl, ich hatte Spaß und richtig gute Laune.
Machs groß und gut und für Dich passend und sicher anders als andere denken. Liebe Grüße Steffi