Nach einem hoffentlich erholsamen Wochenende kommen Sie am Montagmorgen in Ihre Praxis. Die Behandlungsräume sind schon belegt und im Wartezimmer sitzt ein unangemeldeter Schmerzpatient, den Sie irgendwie dazwischen schieben müssen. Darüber hinaus hat Frau Müller angerufen – sie kommt mit der neuen Prothese nicht zurecht und hat Druckstellen. Ihr Azubi präsentiert stolz das neueste Nasenpiercing, und das Labor lässt ausrichten, dass die Arbeit von Herrn Mayer leider später fertig wird als geplant.
Der Erholungseffekt des Wochenendes ist schon wieder verpufft und Sie stehen kurz davor, aus der Haut zu fahren. In solchen Situationen gelassen bleiben zu können, wäre mehr als wünschenswert. Kann man nicht mal etwas erfinden, womit man sich positive Eigenschaften „auf Knopfdruck“ erschaffen kann?
Die gute Botschaft lautet: das muss man nicht erfinden, man muss es nur nutzen. An dieser Stelle sehe ich in Gedanken viele ratlose Gesichter: „Wie soll das gehen?“
Die Antwort lautet, dass Sie diese Fähigkeit im Alltag ständig nutzen, allerdings meist unbewusst. Ein Beispiel: Sie hören eine bestimmte Melodie, die Sie früher oft zusammen mit einem geliebten Menschen gehört haben. Sie geraten unmittelbar in ein ganzheitliches inneres Erleben, an dem alle Sinne beteiligt sind – diese Melodie ist ein sogenannter „Anker“ für Sie. Der Begriff stammt aus der Hypnose und dem Neurolinguistischen Programmieren (NLP) und steht vereinfacht ausgedrückt für einen Einzelreiz, der ein ganzheitliches Erleben auslöst.
Im Verlauf unseres Lebens entwickeln wir unendlich viele solcher Anker. Manche davon verlieren mit der Zeit ihre Wirkung (z. B. wenn sie lange nicht abgerufen werden), andere begleiten uns ein Leben lang.
Solche Anker kann man bewusst erzeugen, so dass sich z. B. beim Berühren einer vorher festgelegten Körperstelle eine schon einmal gelebte Ressource (z. B. Gelassenheit) neu aktiviert. Das lässt uns einen so manischen Montagmorgen viel angenehmer erleben.