Hypnose auf Knopfdruck

Hypnose auf Knopfdruck„Wie finde ich den Schalter in die Trance?“

Die Frage stellte letztens ein Kursteilnehmer bei der Einführung in die zahnärztliche Hypnose in Olpe. Trance, quasi auf Knopfdruck, geht das? Auf den ersten Blick erscheint das widersinnig: Ist denn Trance nicht ein unwillkürlicher Bewusstseinsprozess, den eben nicht der Verstand steuert? Für Anfänger ist es oft schwierig, die fließenden Übergänge vom Alltagsbewusstsein zum Trancezustand zu erkennen. Allein der Begriff Zustand im Zusammenhang mit Trance ist sprachlich ungenau, handelt es sich doch hier um ein wellenförmig verlaufendes inneres Geschehen, das man willentlich nicht an- oder ausknipsen kann.

Vergessen im Museum

Vielleicht wäre der Fall, über den eine Zeitung kürzlich berichtete, nie passiert, wenn es das Phänomen der spontanen Alltagstrance nicht gäbe. Die Frau, um die es in dem Artikel ging, geriet so sehr in den Bann der Kunstwerke in einem Museum in Kaiserslautern, dass sie die Zeit völlig vergaß und in den Ausstellungsräumen eingeschlossen wurde. Erst durch mehrere Notfalltüren konnte sie wieder ins Freie gelangen.

Ich bin mal eben weg –  spontane Trancen

Trance erleben wir also auch im Alltag, eines ihrer Merkmale ist  – wie bei dem Beispiel im Museum deutlich – die Zeitvergessenheit. Diese Form von Aufmerksamkeitslenkung ist typisch: Wie ein Scheinwerfer, der sich auf einen bestimmten Bereich richtet, engt sich die Wahrnehmung ein, während das „Drumrum“ immer in den Hintergrund tritt. Ähnliches geschieht während eines Konzertes, im Kino oder etwa bei längeren Autofahrten. Das „Driften“ der Aufmerksamkeit, z.B. von bewusster Konzentration zur geistigen Abwesenheit bis hin zum Tagtraum, erleben wir im Alltag ständig, ohne uns dessen bewusst zu sein.

Swinging Brain

Tatsächlich arbeitet das Gehirn rhythmisch, wie andere Körperorgane auch. Kortikale Oszillationen, das sind rhythmische elektrische Potentiale in den Hirnarealen, synchronisieren sich, um Informationen auszutauschen. Bei bewusster konzentrierter Aktivität unseres Denkapparates rauschen z.B. Beta-Wellen über den Kortex. Hingegen zeigt sich bei  relaxter Grundstimmung im Spektrum des EEG ein hoher Anteil von Frequenzen im Bereich von 8 bis 13 Hertz, sogenannte Alphawellen. Ein ruhiges Swingen des gesamten Gehirns also, eine natürliche Erholungsphase, in der Phantasie und innere Kreativität Spielraum erhalten.

Im Reich der Sinne

Allein, die Messbarkeit von Hirnwellen sagt wenig darüber aus,  woran wir denn selbst bemerken, dass wir gerade in einer Trance drin sind. Trance ist sinnlich und suchen wir nach typischen Merkmalen, so finden wir sie folgerichtig im Reich der Sinne und des Empfindens. So kann man z.B.spüren, dass Atmung und Herzschlag gleichmäßiger oder ruhiger werden, dass der Körper sich schwerer oder leichter anfühlt, dass Hände oder Füsse anfangen, zu kribbeln, dass sich Raum-, Zeit- und Schmerzempfinden verändern. Informationen und innere Bilder aus dem Universum unserer Vorstellungskraft und Erinnerungen werden klarer, gleichzeitig verblassen Störungen oder Ablenkungen der Umgebung.

Schnelle Wege in die Trance

Die posthypnotische Suggestion

Suggestionen, die in der Hypnose nach Einleitung und Vertiefung der Trance gegeben werden, eignen sich für gewünschte Heilungs- oder Veränderungsprozesse. Man kann sie auch als Aufforderung nutzen, künftig schneller und tiefer in eine Trance hineinzugehen. Dieser Lernprozess in der Entspannung regt neurologische Verbindungen an, die immer stabiler werden, je öfter diese Verbindungen aktiviert werden. Im Klartext: Je öfter wir den schmalen Trampelpfad – sprich den Weg in die Trance – nutzen, desto breiter und bequemer wird er.

Der hypnotische Anker

Dann haben wir den hypnotischen Anker. Im NLP ist mit Ankern eine Grundtechnik gemeint, in der bestimmte Reize mit bestimmten Reaktionsmustern bewusst verbunden werden. Anker können visueller, auditiver oder kinästhetischer Natur sein. Auch das Riechen und das Schmecken aktiviert komplexe Erlebensnetzwerke, so kann der Geruch von Apfelkuchen Erinnerungen auslösen, die eine Person in das Empfinden als Kind in Omas Küche zurückversetzt. Mit Hilfe eines hypnotischen Anker ist es möglich, eine Trance willkürlich und eigenständig auszulösen. Ein Selbstanker, der z.B. an einer bestimmten Körperstelle als Signal gesetzt wird, löst das Tranceerleben aus. All das kann man trainieren und ist keine Frage von Talent, sondern das Ergebnis von Lernerfahrungen: Testen, erfahren, wiederholen.

It`s so easy to go in Trance….

Trance auf Knopfdruck – geht nicht. Stimmiger wäre es, sie mit einem Instrument zu vergleichen, das man durch Spielen zum Klingen bringt. Trance kann man lernen und man kann lernen, in Trance zu gehen. Wer sich eine gewisse Leichtigkeit des Tuns zu eigen macht, entwickelt Freude am Spiel und mit der Zeit immer mehr Virtuosität. So wird aus der bewussten Inkompetenz unbewusste Kompetenz und dann legt sich der Schalter automatisch um.

 

 

 

 

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