Her mit den guten Vorsätzen!
Wie war das noch mal mit den guten Vorsätzen zum Jahreswechsel? Da hab ich mir vorgenommen, wieder regelmäßig (mehr oder weniger) für unseren Blog zu schreiben. Wahrend ich nun grüble, womit ich denn am besten loslege, kommt mir die Idee, dass „gute Vorsätze“ und die Frage, woran sie oft scheitern, sich prima für den Einstieg in das Neue Jahr eignen.
Vom Müssen und Sollen
Woran erkenne ich gute Vorsätze? Es gibt ja solche, die diktiert mir das schlechte Gewissen, zu erkennen an Selbstgesprächen und Diskussionen wie: Ich (oder: man) müsste die Steuererklärung endlich mal pünktlicher vorbereiten, ich (man) sollte mehr auf die Gesundheit achten, ich (man) sollte weniger Kartoffelchips mampfen, ich (man) müsste mit dem Rauchen aufhören, ich (man) dürfte nicht dies und das andere schon gar nicht, ich (man) kann doch nicht einfach so weitermachen- die Liste ist endlos.
Nicht dürfen, nicht können, müssen, sollen – das Leben als Arbeitsauftrag mit Verbots-und Gebotsschildern! Wo bleibt da der freie Wille, die Leidenschaft?
Machen wir uns doch nichts vor, wie oft sagen wir: Ich kann nicht und meinen: Ich will nicht? Klar, jeder Vorsatz zieht Veränderungen nach sich, aber wer überwindet schon gerne die eigene Komfortzone, es denn, du suchst den Kick darin, dein Leben mit sinnfreien Aktionen aufs Spiel zu setzen! Das Überwinden ist mit der Überwindung verbunden und riecht nach Anstrengung. Doch mal ehrlich, wer zwingt uns denn dazu? Zwang erzeugt Druck, Verzicht erzeugt Unlust. Kein Wunder, wenn der innere Schweinehund da aufjault.
Die Qual der Wahl
Wer sich entscheidet, hat die Wahl: Für oder gegen die Selbstständigkeit, für oder gegen Kinder, für oder gegen das Rauchen, für oder gegen das halbe Pfund Nutella zum Frühstück. Wir treffen Entscheidungen, weil sie notwendig oder nützlich sind, auf jeden Fall versprechen wir uns etwas davon. Das gibt uns einerseits Handlungsfreiheit, andererseits hat jede Entscheidung ihren Preis und die Suppe löffeln wir am Ende selbst aus.
Machen Sie doch, was Sie wollen!
Wie kann es sein, dass uns oft schon kurz nach dem Start hin zum ersehnten Ziel die Luft ausgeht? Ist bereits im Ansatz, sprich im Vorsatz selbst, „der Wurm drin“? Mit der Metapher des Wurms erklärt die Motivations-Psychologin Maja Storch in ihrem Buch „Machen Sie doch, was Sie wollen!“, was passiert, wenn sich die beiden menschlichen Entscheidungsinstanzen, Kopf und Bauch, in die Wolle kriegen. Das „Würmli“ – so nennt es Storch -, die evolutionsgeschichtlich ältere Instanz, hilft, uns für das, was wir wollen, zu motivieren. Der Verstand, die jüngere Instanz, holt das, was wir wollen, ins Bewusstsein und hilft bei der Planung, indem es Zielstrategien entwickelt und sie mit realen Bedingungen abgleicht: Wie viel weniger Nutellabrötchen ergeben wie viel Kilos weniger? Leider lässt die Belohnung für all die Plackerei auf sich warten, liegt sie doch nicht in der Gegenwart, sondern in der Zukunft. Mein innerer Schweinehund fragt sich: „Hallo? Denkt bitteschön auch jemand mal an meine Bedürfnisse?“. Mit Belohnungen, die irgendwann mal kommen könnten, lässt der sich jedenfalls nicht abspeisen. Stellt sich also die Frage: Wie gut kenne ich meine Bedürfnisse, wie gewichte ich sie und wie kriege ich sie unter einen Hut?
Kleines Wort – große Wirkung
Motivation und Bedürfnisse, genau genommen: die Beweggründe des Willens, hängen zusammen und bilden dynamische Fühl-, Denk- und Verhaltensprogramme, die uns mobilisieren. Willen und Motivation sind Teamplayer, wenn wir wissen, was wir wirklich wollen. Sprache konstruiert Wirklichkeit und ein kleines Wort macht den feinen Unterschied: Ich will, statt ich muss.
Freiheit, die ich meine
Aus philosophischer Sicht lässt sich über den freien Willen trefflich streiten und glaubt man Vertretern der Hirnforschung, so sind wir lediglich Hampelmänner- bzw. frauen unserer Hirnchemie. Welcher schlaue Kopf das wie auch immer begründet: Es sind und bleiben Erklärungsmodelle, – oder wie es im NLP heißt – Landkarten, aber nicht die Landschaft selbst. Ob der freie Wille ein Konstrukt ist, oder nicht: Selbst wer den freien Willen für bloße Einbildung hält, trifft schließlich im Alltag handfeste Entscheidungen. Wer entscheidet, darf wählen: Sneakers oder Pumps? Welche Bewerberin passt zu meinem Laden? Für den Blog schreiben oder doch lieber Tatort im Ersten? Ach, wie quälend können doch Optionen sein! Andererseits: Meine Entscheidung frei zu treffen, den Gedanken finde ich allemal motivierender, als die Vorstellung, das alles sei nur ein Produkt chemischer Prozesse plus ein Quäntchen thermisches Rauschen, sprich: Zufall. Ob bewusst oder unbewusst gesteuert: Für meine Entscheidungen stehe ich selber gerade.
Futter für den Schweinehund
Sicher kratzt Mißerfolg am Ego. Doch ist ein Vorsatz nur gut, wenn er gelingt? Ist er schlecht, wenn er scheitert? Neugier, Hingabe, Flow, Leidenschaft: All das lässt sich nicht optimieren oder verwalten. Die Sehnsucht nach Erfüllung halten Mißerfolge nicht auf und aus Fehlern wird man (hoffentlich) klüger. Schließlich: den erhofften Erfolg kann man nicht einfach planen. Wie sagte John Lennon so schön:
„Life is what happens when you are busy making other plans.“
Auch wenn die Strategie noch so clever, die Planung noch so durchkalkuliert ist; Ergebnisse lassen sich erst im Rückblick beurteilen. Um die unsichere Durststrecke durchzuhalten, ist Geduld und ein Schuss der guten alten Selbstdisziplin nötig, auch wenn das alles andere als „hip“ klingt. Bevor die Motivation aber in den Keller rauscht, braucht mein innerer Schweinehund Futter und ich werde das jetzt mal kommuniktiv mit ihm lösen: „Also, mein Kleiner: Wer nur darf, wenn er soll, aber nie kann, wenn er will, der mag auch nicht, wenn er muss. Wer aber darf, wenn er will, der mag auch, wenn er soll und kann auch, wenn er muss! Denn schließlich: Wer können soll, muss wollen dürfen“. Mit welchem Erfolg, werden wir ja sehen, ich habs mir jedenfalls fest vorgenommen!