Das Interview – Fragen an Inge Alberts

Inge Alberts, NLP-Curriculum Olpe, Februar 2015Dipl. Psych. Inge Alberts, NLP- und Kommunikationstrainerin, Lehrtrainerin (DVNLP, DGZH), Team- und Führungskräftecoach

Inge Alberts vermittelt das NLP, indem sie Struktur mit elegant anmutender Leichtigkeit verknüpft; davon konnten sich die Teilnehmer unseres NLP – Curriculums in Olpe bereits selbst überzeugen. Die oft gestellte Frage, ob Motivation überhaupt möglich ist, beantwortet sich in Inges Trainings von allein -, ist sie selbst doch ein Modell dafür, wie man mit Souveränität, Humor und einer ebenso klaren wie authentischen Haltung vorangeht und andere dabei mitnimmt.

Inge, wie würdest Du Dich – im Hinblick auf Deine Arbeit – selbst beschreiben, oder anders gefragt: Was zeichnet Deine Art zu arbeiten aus?

[icon icon=“quote-right“ color=“#e54100″] Für mich soll NLP etwas sein, dass das Leben leicht macht für mich und die Leute um mich herum. Ich möchte, dass die TeilnehmerInnen in meinen Kursen zu der Einsicht gelangen, dass sie es sich erlauben können, sich in immer mehr Bereichen ihres Lebens wohlzufühlen. Dass sie sich selbst ernst nehmen, aber ihre „Probleme“ nicht so sehr. Deshalb ist es mir auch wichtiger, die NLP Vorannahmen immer wieder in Aktion zu bringen, als die TeilnehmerInnen mit den 165. Format zu drangsalieren.

NLP kann definiert werden als „eine Sammlung von Kommunikationstechniken und Methoden zur Veränderung psychischer Abläufe im Menschen“ (Wikipedia).
Was ist NLP für Dich und inwieweit hast Du persönlich davon profitiert?

[icon icon=“quote-right“ color=“#e54100″] Ja genau, so kann NLP definiert werden. Für mich stellt das NLP ein pragmatisches Instrumentarium dar, Verhaltensmuster zu erkennen und zu verändern. Ich kann mich vom Fluss meines Verhaltens dissoziieren, betrachten, welche Ergebnisse ich bekomme und ob es diejenigen sind, die ich möchte. Wenn nicht, kann ich mit Hilfe des Modells von NLP mein Muster ändern. Ich persönlich habe viel vom NLP profitiert: Vorstellungsgespräche und Präsentationen erfolgreich absolviert, aufgehört zu rauchen und wunderbarer Weise auch eines Abends eine Essstörung, die ich über 15 Jahre hatte, hinter mir gelassen. Wohlgemerkt ohne Symptomverschiebung, und sie ist bis heute nicht wieder aufgetaucht. Und natürlich hat mir das NLP auch meinen Mann beschert. Ich kann nur sagen, bei mir hat es gewirkt, deshalb bin ich ja auch so gerne Trainerin.

Was begeistert Dich beim NLP am meisten?

[icon icon=“quote-right“ color=“#e54100″] Genau das: Dass es wirkt (zumindest im nicht pathologischen Bereich). Und zwar ohne zwingend in der Vergangenheit graben zu müssen. Ich halte es hier mit Richard Bandler, der so schön sagt. „Das Beste an der Vergangeneit ist, dass sie vorbei ist“. Ich liebe es, mir schöne Bilder von allem möglichen zu machen, die sich dann tatsächlich auf die Ergebnisse, die ich erziele, auswirken.

Welches Erlebnis oder welche Erfahrung hat Dich besonders beeindruckt?

[icon icon=“quote-right“ color=“#e54100″] Die oben genannten persönlichen Erfolge für mich und viele Erlebnisse in den Trainings oder Coachings, die mich sehr anrühren. Ein einfacher Ressourcenanker hat kürzlich einer Teilnehmerin geholfen, sich einer Situation zu stellen, die sie lange Zeit gemieden hat. Sie war wirklich sehr beeindruckt von sich selbst und sie begann zu ahnen, dass das erst der Anfang ist.

Das NLP – Modul am letzten WE hatte den Titel „Der schwierige Patient“.
„Schwierige Patienten sind meistens Patienten, die bei den Helfern negative Gefühle auslösen, ihnen also Schwierigkeiten machen“ (Gert Kowarowsky: Der schwierige Patient)

Gibt es den schwierigen Patienten demnach überhaupt und welche Werkzeuge hältst Du sind unter diesem Blickwinkel für besonders hilfreich und unterstützend?

[icon icon=“quote-right“ color=“#e54100″] Das ist ja mal eine schöne Definition. Besser hätte ich es nicht sagen können. In der Kommunikation ist es nicht möglich, dass nur ein Beteiligter schwierig ist. Und somit kann es auch einen per se „Schwierigen Patienten, der „schwierig“ gleichsam als Persönlichkeitsmerkmal herumträgt, nicht geben. Es ist der Prozess zwischen den Beteiligten, der „schwierig“ ist (schöne Metamodellverletzung). Unsere unmittelbare Erfahrung ist natürlich eine andere. Das Gegenüber geht uns auf die Nerven, ärgert uns, drangsaliert uns etc. Die Vorannahmen des NLP sind hier sehr nützlich. „Die Landkarte ist nicht die Landschaft“ hilft, es nicht so persönlich zu nehmen und vielleicht sogar ein Interesse an der Weltsicht des anderen zu entwickeln. Oder „Hinter jedem Verhalten steht eine positive Absicht.“ So können wir Wertschätzung für Menschen entwickeln, die uns bisher nur auf die Nerven gegangen sind. Und je besser man selbst drauf ist, desto weniger wird man andere als „schwierig“ empfinden. Und da bietet das NLP natürlich einen reichen Fundus, sich selbst in einen guten Zustand zu bringen. Das ist ja sozusagen sein Kerngeschäft.

Mal Hand aufs Herz: Welche Zeitgenossen bringen Dich denn auf die Palme?

[icon icon=“quote-right“ color=“#e54100″] Zum Beispiel Leute, die x- mal anrufen, gern zur Unzeit, und zig Fragen stellen, und dann zum vereinbarten Termin nicht erscheinen. Und solche, die aus unerfindlichen Gründen im Seminar sitzen, das sie auch noch selbst bezahlt haben und nicht müde werden, steif und fest zu behaupten, dass das alles ja Humbug ist und sehr bedenklich… Interessanterweise werden allerdings gerade diese Leute oft ganz begeisterte „Anhänger“ der Methode, sei es NLP oder Hypnose. So richtig auf die Palme hat mich in letzter Zeit allerdings niemand gebracht.

Was nicht alle wissen – Du bist in Deiner Freizeit eine begeisterte Reiterin.
Was fasziniert Dich an Pferden und am Reitsport am meisten?

[icon icon=“quote-right“ color=“#e54100″] Ich finde Pferde einfach wunderschön. Sie sind kraftvoll und sanft zugleich. Der Reitsport hat für mich viele Facetten:
Das Reiten macht mir mehr Spass als andere Sportarten und stellt ein hervorragendes Workout dar.
Ich kann zusammen mit meinem Pferd immer weiter lernen. Und wenn etwas klappt, das wir lange geübt haben, dann sind das wunderbare Glücksmomente.
Andererseits konfrontiert mich das Reiten mit Misserfolgen, Enttäuschungen, Ängsten und einschränkenden Glaubenssätzen, mit denen es umzugehen gilt. Im Umgang mit dem Pferd geht es nicht, sich davor zu drücken: Ein weites Feld für NLP Anwendungen, sozusagen mein privates Persönlichkeitsentwicklungsprogramm mit hervorragenden Transfermöglichkeiten in den Alltag.
Last not least ist es einfach ein Genuss und ein Geschenk, mit dem Pferd die Natur zu erkunden und dabei vorübergehend aus der Zeit zu fallen.

Du warst in der Unternehmensberatung tätig, Du trainierst und coachst Teams und Führungskräfte. Erstaunlicherweise findet man bei Google (Stand 2009) zu den Suchbegriffen: Führungskräftetraining, Pferde ganze 46.200 Treffer.
Training mit Teams und Führungskräften einerseits – Trainieren und die Begegnung mit Pferden andererseits: Welche Schnittmengen gibt es da?

[icon icon=“quote-right“ color=“#e54100″] Da gibt es meines Erachtens eine recht große Schnittmenge: Hier ein paar Stichworte: Respekt, Zielorientierung, Empathie, Körpersprache, Minimal Cues, Self Fulfilling Prohecy, klare Signale, State – management, Pacing und Leading, Souveränität, Dominanz, Großzügigkeit, Freude an dem, was man tut. Es lässt sich natürlich darüber streiten, ob nun Führungskräfte, nachdem sie Bäume umarmt, sich in Wasserfällen abgeseilt und in der Wildnis überlebt haben, nun auch noch Pferde für ihren Selbsterkenntnisprozess brauchen. Natürlich nicht unbedingt. Jedoch ist diese Art des Trainings hervorragend dazu geeignet, sehr unmittelbare, durchaus emotionale Erfahrungen in einer entschleunigten Umgebung zu machen, die sich hervorragend auf den Berufsalltag übertragen lassen. Immerhin ist der non – und paraverbale Kanal der bedeutsamste in der Kommunikation.

Eine Welle der Selbst- und Leistungsoptimierung hat ja nicht nur den Sport – Stichwort „Selftracking“ – erfasst, sondern dringt weiter in persönliche Bereiche vor. Auch das NLP verspricht: Schneller, größer, stärker, erfolgreicher – und wird auch so verkauft. Welche Gefahren siehst Du darin und wo liegt die Grenze zwischen Potentialentfaltung und Optimierungswahn?

[icon icon=“quote-right“ color=“#e54100″] Ich denke, die Grenze wird durch das Konzept der Ökologie gezogen. Ich bin mir sicher, dass in jedem von uns viel mehr steckt, als das, was zu Tage tritt. Daher finde ich es legitim, diese Ressourcen zu nutzen und das eigene Leben so zu gestalten, dass es ein erfülltes ist. Das ist ja der Geist des NLP. Und der Mensch, der nach Superlativen strebt, wird im Laufe seines Lebens günstigstenfalls bemerken, dass sich vielleicht sogar die gleichen Superlative mit der Zeit mit neuen Inhalten füllen: Schneller wissen und kundtun was man möchte, größere Wertschätzung für Dinge, die Freude machen, stärkere Verbundenheit mit anderen Menschen, erfolgreicher mit den Unwägbarkeiten des Lebens umgehen. Aber letztendlich ist die Lebensfreude für mich das Kriterium, wie weit „Selbstoptimierung“ gehen darf. Gefährlich wird es dann, wenn Sache zwanghaft betrieben oder gar von außen verordnet wird, zum Beispiel vom Arbeitgeber, dann ist die Freude natürlich weg.

Wie gehst Du selbst mit Leistungsdruck um?

[icon icon=“quote-right“ color=“#e54100″] Ich nehme ihn so gut es geht als Lernaufgabe: Zum Beispiel untersuche ich ihn: Wer macht ihn? Woher kommt er? Läuft ein altes Muster? Ist es die Innere Stimme, die dauernd solche Dinge sagt wie „Sei perfekt, mach keine Fehler“ und das Zeug. Ich wende auch ganz gerne die Fragen von „The Work“ von Byron Katie an. Oft relativiert sich die Sache dann. Ansonsten versuche ich, ihm – wenn möglich – aus dem Weg zu gehen, unter anderem durch gute Planung. Ich bin halt ein Through Timer in dieser Beziehung.

Was bedeutet für Dich persönlicher Erfolg und was war Dein bisher schönstes Feedback?

[icon icon=“quote-right“ color=“#e54100″] Persönlicher Erfolg bedeutet für mich, ein Ziel zu erreichen und mich darüber zu freuen, gerne auch mit anderen. Besonders freue ich mich, wenn mir bestimmte Dinge gelingen, die ich mir nicht ohne Weiteres zugetraut habe, die es erfordern, meine Comfortzone zu verlassen. Deshalb reite ich ja auch so gerne. Das ist ein sehr schönes Lernfeld hierfür.
Ein sehr schönes Feedback war für mich folgendes: Ein Teilnehmer, der von sehr weit her ins Practitioner Training hierher nach Olpe kam, sagte mir strahlend, er würde jederzeit wieder die 1000 Kilometer Anreise auf sich nehmen. Das hat mich sehr gefreut, obwohl natürlich auch diese Gruppe zum Trainingserfolg beiträgt.

Und wie motivierst Du Dich selbst, wenn es mal nicht glatt läuft?

[icon icon=“quote-right“ color=“#e54100″] Manche Dinge mache ich einfach, weil sie gemacht werden müssen und denke nicht weiter darüber nach. Ich muss mich nicht für alles begeistern, aber oft kommt die Begeisterung dann mit dem Tun. Solange solche Situationen nicht oft auftauchen, kann ich damit leben. Da ist mein Motto ganz pragmatisch: Das Leben läuft nicht glatt, sondern „Life happens while you have other plans“ wie John Lennon (glaube ich) sagte. Die Wahrnehmung, dass etwas nicht glatt läuft, entsteht ja daraus, dass wir bestimmte Vorstellungen haben, wie es zu laufen hat. Insofern bewundere ich die Buddhisten und strebe ihnen in diesem Punkt so gut es geht nach. Oft sind ja die Phasen, die zunächst schwierig erscheinen, diejenigen, die im Nachhinein die wertvollsten sind. Sie fordern unsere Kreativität heraus.

Etwas, das Du den Lesern gerne mitgeben möchtest?

[icon icon=“quote-right“ color=“#e54100″] Mein Lieblingsmotto zur Zeit ist: „Heute ist ein guter Tag“. Ich las das zufällig just an dem Tag, an dem meine Schwester beerdigt wurde, in einem Interview mit einem Stuttgarter Sternekoch. Er erzählte, dass er seit geraumer Zeit den Zen Buddhismus praktiziert und dies sein Leitspruch sei, der ihn durch seinen turbulenten Tageslauf trägt. Für mich hat dieser Spruch genau an diesem Tag einen großen Unterschied gemacht. Ich habe viele positive Erfahrungen gemacht, die mir ohne ihn bestimmt verborgen geblieben wären. So frage ich mich oft, „wenn es mal nicht glatt läuft“: Wenn das heute ein guter Tag ist, was bedeutet dann dieses Ereignis für mich? Bisher bin ich immer fündig geworden.

Ich bedanke mich, liebe Inge und freue mich schon auf das nächste NLP- Wochenende.
Mehr über Inge und ihre Seminare bei:

www.alberts-training.de

 

Eine Meinung zu “Das Interview – Fragen an Inge Alberts

  1. Immer wieder lese ich dieses Interview.
    Da steckt so viel Wahrhaftigkeit in den Worten und zwischen den Zeilen. Da stellt sich ein inneres Bild und ein intensives Gefühl ein über den Nutzen von Struktur zur Orientierung und Selbstoptimierung in Lebensführung und Lebenshaltung. Struktur, um Leben und Fühlen für sich verstehen und einordnen zu können. Wenn es eine für uns fassbare Ordnung hat, können wir im Rahmen unserer Möglichkeiten agieren und reagieren, sind gefordert, nicht überfordert. Wenn NLP Techniken liefert, mit der in der Überforderung eine Ordnung geschaffen werden kann, die wieder mit allen Sinnen erfassbar ist, kann „Heilung“ passieren. Im Spüren unserer eigenen Wahrhaftigkeit und Wertigkeit kann ES heilen. Dieses Spüren ist für mich immer ein WIEDERentdecken, es ist schon immer in uns gewesen, unsere Ressourcen, dieses unerschöpfliche unendliche Urmeer all unserer Fähigkeiten und Fühligkeiten. All das ist in uns, das sind wir, unendlich reich. Wenn NLP Techniken uns den Weg zurück zu unserem Urmeer zeigen, kann Landschaft verändert werden. Da können Mauern eingerissen, neue Leitungen eingerichtet und Umleitungen gebaut werden, da verändert sich topografisch und thematisch unsere Landkarte. Augen können veränderte Landschaften erschauen, Wege erkennen, die uns wieder zu unserem Urmeer führen. Da kommen diese “ Das wird ein guter Tag“- Gefühle, da kann ES heilen. Und das wirklich Schöne an all diesem NLP und dieser Hypnose : es setzt etwas in Gang, Krafttiere ( Inge hat Pferde-Stärken) dürfen uns zur Seite stehen. Das gibt Halt, und in dem Wiederentdecken unseres Urmeeres, fließt dieses heilende, kraftvolle Wasser wieder durch jede kleine Zelle in uns und macht uns voll. Da kann ES doch zur Ruhe kommen, da kommt wieder eine fassbare Ordnung mit dem klaren Gefühl für unser Urmeer, in das wir wieder eintauchen dürfen. Aus dem wir frisch gebadet wieder auftauchen. Wie am Anfang? In das wir beruhigt eintauchen am Ende? Aus dem wir gemeinsam kommen und uns wiedersehen werden?
    Ja, all das kommt mir so mit all meinen Sinnen, während ich Inges Antworten immer wieder lese und eintauche zwischen die Zeilen.
    Inge, Du machst das mit all Deiner Herzlichkeit und Deiner Menschlichkeit wunderbar. Deine Kurstage sind „Gute Tage“. Saugut. Steffi

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